Zum Tod von Claude Lévi-Strauss – oder Basteln ist kein Kinderkram
In der Nacht vom 30. Oktober auf den 31. Oktober 2009 verstarb der Ethnologe und Philosoph Claude Lévi-Strauss im Alter von 100 Jahren. Er war einer der einflussreichsten Denker unserer Zeit und wurde vor allem als Zivilisationskritiker und Vorkämpfer gegen die kulturelle Arroganz gegenüber den "Primitiven" berühmt.
Interessant ist, dass das, womit wir uns von Labbé seit über 50 Jahren beschäftigen – nämlich das "Basteln" - ein ganz zentraler Begriff in seinem Werk ist. Im Gegensatz zu Ingenieuren und Gelehrten erfinden Bastler eigentlich nicht etwas völlig Neues, sondern improvisieren und kombinieren das, was sie gerade zur Hand haben. Sie transformieren das Bestehende, indem sie es auf originelle Art und Weise neu zusammensetzen.
Bastler müssen ständig mit irgendwelchen Restbeständen auskommen, und wenn sie etwas basteln oder austüfteln, müssen sie im Gegensatz zu Profis immer wieder mit einer begrenzten Anzahl von Werkzeugen klarkommen. Dieses „nehmen und verknüpfen, was da ist“ führt Claude Lévi-Strauss unter dem Begriff "Bricolage"“ (Französisch = Basteln) in die Sozialwissenschaft ein. Basteln ist eine Art wildes Denken. Und genauso heißt sein Hauptwerk: "Das Wilde Denken".
Bei den Lévi-Strauss' wurde viel gebastelt. Claude's Vater war Künstler und konnte die Familie mit seiner Malerei nicht ernähren. Und so mussten alle ran… und basteln. Die Basteleien wurden vor den großen Festtagen auf dem Marktplatz ausgestellt und verkauft.
Basteln ist also kein Kinderkram – das wissen wir nicht zuletzt dank des großen Philosophen Claude Lévi-Strauss.
Micha Labbé