Reflexionen: Raufbolde und Schlägertypen zum Ausmalen?
Wie ist es zu verstehen, dass wir in unserer Taschenmalbuch-Serie ein Ausmalbuch "Historische Kämpfer" herausbringen?
In Sachen Erziehung und Schule läuft es für die Jungen zurzeit schlecht. Jungs bleiben doppelt so oft sitzen wie Mädchen, fliegen doppelt so oft vom Gymnasium und landen doppelt so oft auf einer Sonderschule. Die Lebenswelt der Jungen ist überwiegend "weiblich" geworden. Kindergarten und Grundschule sind Bereiche fast ohne Männer. Hinzu kommt, dass Jungen auch stärker als Mädchen unter dem zunehmenden Zerfall der Familien leiden.
Jungen haben heute kaum noch die Möglichkeit, sich selbst in ihrer Körperlichkeit kennenzulernen. Sie werden mit Teilen ihrer Männlichkeit überhaupt nicht mehr bekannt. Sehr viele Jungen wachsen mit zu wenig realer "Männlichkeit" auf, weil sie ohne Väter groß werden.
Das Bild des Mannes hat sich verändert. Es gibt vom Mann kein klares und positives Bild mehr. "Typisch männlich" ist heute eher ein negatives Etikett geworden. Der Mangel an männlichen Vorbildern in Schule und Familie erschwert es Jungen, eine männliche Identität zu entwickeln.
Jungen sind auf der Suche nach einer Art männlichem Sehnsuchtsbild. Dieses Vorbild – dieses "So will ich sein" fehlt ihnen heute. Und das macht den größten Teil der Probleme aus.
Unsere Taschenmalbücher sind deshalb in erster Linie für Jungen gedacht. Hier einige Gedanken zu den "Historischen Kämpfern". Fangen wir mit einer Legende an:
In Tibet, irgendwo in einem abgelegenen Tal des Himalaya, soll es ein legendäres blühendes Königreich des Friedens gegeben haben, das von weisen und erbarmungsvollen Herrschern geführt wurde. Die Bewohner waren freundlich und gebildet – alles in allem eine Mustergesellschaft. Diese Menschen gingen davon aus, dass es eine tiefe menschliche Weisheit gibt, mit der die Probleme der Welt überwunden werden können.
Die Legende erzählt, dass diese Menschen Krieger waren. Mit "Krieger" ist jedoch niemand gemeint, der andere bekämpft, denn mit Krieg löst man keine Probleme! Im Tibetanischen bedeutet das Wort Krieger "einer, der tapfer ist" und für Unerschrockenheit und Furchtlosigkeit steht.
Nicht nur in Tibet sondern überall in der Welt gibt es eine lange Tradition, den Krieger nicht nur "da draußen", sondern ihn auch "innen" in sich selbst zu sehen. Das tiefverwurzelte Verlangen nach einem guten und gerechten Leben ist an keine bestimmte Kultur gebunden.
Eine solche Krieger-Tradition hatten z.B. die nordamerikanischen Indianer. Bekannt sind auch die japanischen Samurai, die das Ideal von Furchtlosigkeit und Weisheit verkörpern. Und in Europa erzählen wir seit über tausend Jahren die Legende von Arthur, dem sagenumwobenen König der Frühzeit, der ein großer Krieger war. Wahre Krieger waren zu allen Zeiten ein Vorbild.
Der Weg, um ein guter Krieger zu werden, beruht auf uraltem Wissen, dessen Ursprünge sich im Dunkeln der Vorgeschichte verlieren.
Wir wissen aber: Jeder Mensch kann durch das Arbeiten an sich selbst ein Krieger werden – es bedeutet nichts weiter, als ein besserer Mensch zu sein:
- Du hast keine Furcht vor dem, was du bist. Tapferkeit heißt vor allem, keine Angst vor sich selbst zu haben.
- Du zauderst und zögerst nicht, weil du dir in jeder Situation selber helfen kannst.
- Du bist von der Bestätigung durch andere nicht abhängig, weil du nicht an dir selbst zweifelst.
- Die Wirrnis des Lebens kann dir nichts anhaben. Freude oder Niedergeschlagenheit lenken dich nicht ab. Was immer dir begegnet, es bringt dich nicht in Verlegenheit.
- Du behandelst dich selbst gut – das ist Selbstachtung.
- Du weißt, wer stark ist, muss auch gütig und freundlich sein und anderen helfen.
- Als Krieger bist du sanftmütig. Sanftmütigkeit ist eine Tugend. Gemeint ist damit nicht schwächliche Weichheit, sondern das Ruhen in einem Zustand der Einfachheit und Unkompliziertheit.
- Als Krieger erziehst du dich selbst. Disziplin ist notwendig, wenn du dem Hochmut entgehen willst.