Pater und Nonne bei Letmathe
- Autor: Autor Unbekannt
Unweit des Dorfes Letmathe findet der Besucher am Ufer des Flüsschens Lenne zwei aufrecht stehende Kreidefelsen, die schon allein wegen ihrer Farbe so gar nicht in die Landschaft passen wollen. Im Volksmund heißen diese beiden Felsen Pater und Nonne diese beiden Namen gehen auf eine alte Geschichte zurück, die man sich im Sauerland gerne einmal erzählt:
Vor vielen, vielen Jahren lebte einmal in einem Kloster ein Mönch, der sehr streitlustig war und so rein gar nichts von dem abstinenten und strengen Leben hinter den Klostermauern hielt. Eines Tages war er der Enge des Klosterlebens entflohen, hatte weiter nichts auf die Warnungen seiner Mitbrüder gegeben und mit ein paar anderen Gesellen zusammen auf einem Hügel oberhalb der Lenne bei Letmathe ein imposantes Ritterschloss errichten lassen.
Dort hatte er wie ein Fürst gelebt und war schließlich zu einer Nonne in heißer Liebe entbrannt. Auch diese Nonne fühlte sich in der strengen Ordnung ihres Klosters nicht wohl, und so war sie dem Pater auf sein Ritterschloss gefolgt. Immerhin hatte die junge Dame den Weg ins Kloster nicht freiwillig gewählt, sondern war von ihren Verwandten hierher gebracht worden.
So lebten nun Pater und Nonne viele Jahre miteinander, doch ihre Ordenstracht, zwei weiße Gewänder, legten sie niemals ab. Eines Tages kündigte ein Bischof den Besuch in der Gegend an. Pater und Nonne stellten sich dem Mann höhnisch lachend in den Weg und ließen ihn sogar schließlich, als er ihnen ihren Lebensstil vorwarf, in die Lenne werfen.
Doch bevor der Mann in den Fluten des Flusses umkam, sagte er den beiden Abtrünnigen ihre Zukunft voraus. Pater und Nonne lachten nur über den sterbenden Bischof. Plötzlich aber zog ein Unwetter auf - und das Ritterschloss samt Mann und Maus versank im Boden. Pater und Nonne aber wurden vom Blitz getroffen und verwandelten sich noch an Ort und Stelle des Geschehens in Stein. Bis zum jüngsten Tag müssen sie nun oberhalb der Lenne in der Nähe des Städtchens Letmathe ausharren.
Und wer der Geschichte keinen Glauben schenkt, der kann heute noch die Umrisse jener Burg oben auf dem Burgberg erkennen, die der Pater einst gebaut hatte.