Im Sklavenspeicher
- Autor: Beecher Stowe, Harriet
Der Sklavenspeicher war kein besonders schrecklicher Ort. Menschenware stand hoch im Kurs und musste dementsprechend gepflegt, genährt und gekleidet werden. Der Sklavenspeicher war ein ganz normales Haus, in dem man viele Männer und Frauen, Geschwister, Eltern und kleine Kinder finden konnte. Für die Nacht wurden Tom und die anderen Männer von St. Clares Sklaven in einen großen Raum gedrängt, in dem bereits viele Männer jeden Alters und jeder Farbschattierung saßen. Es wurde gelacht und gesungen. Mr. Skeggs, der Aufseher, lachte mit, als er Tom und die anderen in den Saal schob. "Meine Leute sind immer munter. Nur weiter so."
Im Saal der Frauen ging es ruhiger zu. Dort saß eine Mutter mit ihrer Tochter, die ebenfalls am nächsten Tag verkauft werden sollten. Sie hatten einer alten Dame gehört, deren Sohn ihren ganzen Besitz durchgebracht hatte. Nun musste sie sich von ihren Sklaven trennen. Die beiden Frauen - die eine, eine hübsche Frau zwischen fünfzig und sechzig und die andere, ein hübsches Mädchen von fünfzehn Jahren - hatten bisher keine harten Arbeiten verrichtet. Dafür konnten sie lesen und schreiben und wussten sich zu benehmen. "Und wenn wir nun heute die letzte Nacht zusammen sind?", flüsterte die ältere Frau. "Ach, Mama. So darfst du nicht denken. Vielleicht werden wir ja zusammen verkauft. Du als Köchin und ich als Näherin." Die Mutter schwieg, aber in ihrem Herzen hatte sie große Angst um ihr Kind.
Am Morgen ging die Auktion los. Tom und die anderen mussten in die große Halle des Sklavenspeichers gehen. Dort konnten sie von jedermann begutachtet werden. Sie wurden befühlt und angestarrt. Man riss ihnen die Münder auf und prüfte die Zähne. Ein Mann blieb vor Tom stehen und starrte ihm in den Mund. Dann fragte er: "Was hast du gearbeitet?" Tom antwortete: "Ich habe die Farm meines Herren geführt." Da zischte der Mann: "Erzähl' hier keine Märchen!" und ging achtlos weiter. Schließlich hatten Adolfo und St. Clares Leute Käufer gefunden, obwohl einige gemeint hatten, St. Clares Leute seien verwöhnt und vorlaut. "Jetzt bist du dran.", brüllte der Auktionär und zerrte Tom auf den Block. Vor Toms Augen verschwamm alles. Der Hammer fiel und er hatte einen neuen Herrn. Sofort danach wurde die Mutter auf den Block gestellt. Der Hammer fiel, sie war verkauft. "Kauft doch bitte auch meine Tochter!", flehte sie ihren neuen Herrn an. "Ich glaube, das kann ich mir nicht leisten.", sagte dieser, versuchte aber mit zu bieten. Schnell ging ihm das Geld aus und Emmeline, so hieß das Mädchen, wurde an einen stämmigen Mann mit Namen Legree verkauft. Er war der Besitzer einer Baumwollfarm am Red River und hatte auch Tom ersteigert.