Festtage im September
September - die erste Garbe
Vor Erfindung der Mähmaschinen brauchte man viele Leute zur Getreideernte. Jedes Jahr stellten die Bauern deshalb viele Erntehelfer ein. Es war üblich, dass man in frischen oder sogar in neuen Kleidern zu Ernte ging - ein Zeichen dafür, dass man die Erntegaben ehrte und schätzte. Ebenso feierlich war dann auch der Beginn der Ernte: Die drei ersten Halme oder die erste Garbe bewahrte man auf, um kleine Sträußchen oder große Erntekränze daraus zu flechten, die den Bauern Glück bringen sollten. Sie wurden den Bauern zum Abschied von den Erntearbeitern überreicht und dazu wurde dieser Spruch aufgesagt:
So viel Ährchen,
so viel Pärchen,
so viel Hockchen,
so viel Schockchen,
so viel Körner,
so viel Scheffel,
so viel Lastchen,
und alle, die davon essen,
werden den lieben Gott nicht vergessen!
Eine "Hocke" sind mehrere zusammengestellte Getreidegarben. Ein "Schock" sind 60 Stück. Ein "Scheffel" ist ein Holzgefäß, das örtlich unterschiedlich groß war. Und "Lastchen" ist ein alter Ausdruck für etwas Schweres.
September - die letzte Garbe
Auch die letzte Garbe einer Ernte hatte eine besondere Bedeutung: In vielen Gegenden glaubte man, dass sich ein Geist in ihr verstecke, den man fangen musste. Man gab dem Geist viele Namen: Kornmockel, Habergeiß oder Kornkater. Zum Teil wurde die letzte Garbe auch als Glücksgarbe angesehen. In Norddeutschland rief man der Frau, die die letzte Garbe band, zu: "Du kriegst die Wiege, du kriegst das Kind!" Das letzte Stroh, das eingefahren wurde, war das "Wiegenstroh". Der letzte Erntewagen, der nach Hause fuhr, wurde geschmückt und jubelnd begleitet. Eine schwere Arbeit war geschafft!
September - Sichelhenke
"Sichelhenke" hieß das große Erntefest, das die Bauern zum Abschluss der Getreideernte für ihre Erntehelfer gaben. Mit Fleisch, Kuchen und Wein war es ein üppiges Gelage für die armen Tagelöhner.
23. September - Herbstanfang
Mit der Tag- und Nachtgleiche am 23. September beginnt der Herbst. Ab jetzt sind die Nächte wieder länger als die Tage. Es wird Zeit die letzte Ernte einzubringen und das Vieh von den Almweiden hinunter ins Tal zu treiben.