Es reit der Herr von Falkenstein

Es reit der Herr von Falkenstein


1.
Es reit der Herr von Falkenstein
wohl über ein breite Heide.
Was sah er an dem Wege steh'n?
Ein Mädchen im weißen Kleide.

2.
Wohin, wohinaus du schöne Magd?
Was machet ihr hier alleine?
Wollt ihr die Nacht mein Schlafbuhle sein,
so reitet ihr mit mir Heime!

3.
Mit euch heimreiten, das tu ich nicht,
kann euch doch nicht erkennen.
Ich bin der Herr von Falkenstein
und tu mich selber nennen.

4.
Seid ihr der Herr von Falkenstein,
derselbe edle Herre?
So will ich beten um den Gefang'nen mein,
den will ich haben zur Ehre.

5.
Den Gefang'nen mein, den geb ich dir nicht.
Im Turm muss er verfaulen.
Zu Falkenstein steht ein tiefer Turm,
wohl zwischen zwo hohe Mauern.

6.
Steht zu Falkenstein ein tiefer Turm,
wohl zwischen zwo hohe Mauern,
so will ich an der Mauer steh'n
und will ihm helfen trauern.

7.
Sie ging den Turm wohl um und wieder um.
Feinslieb, bist du da drinnen?
Und wenn ich dich nicht sehen kann,
so komm ich von meinen Sinnen.

8.
Sie ging den Turm wohl um und wieder um,
den Turm wollt sie aufschließen:
Und wenn die Nacht ein Jahr lang wär,
keine Stund tät mich verdrießen!

9.
Ei, dürft ich scharfe Messer tragen,
wie unsers Herrn sein Knechte,
so tät ich mit'm Herrn von Falkenstein
um meinen Herzliebsten fechten.

10.
Mit einer Jungfrau fecht ich nit,
das wär mir immer ein Schande.
Ich will dir diesen Gefangenen geben.
Zieh mit ihm aus dem Lande.

11.
Wohl aus dem Land, da zieh ich nit,
hab niemand was gestohlen.
Und wenn ich was hab liegen lan,
so darf ich's wieder holen.