Erst lesen, dann schreiben
Die meisten Kinder und Jugendlichen, die schreiben, sind von Haus aus echte Leseratten.
Kein Wunder, schließlich ist Lesen wie Kino im Kopf: Während du liest, läuft in deinem Kopf ein Film ab - schon nach ein paar Seiten wird dir einigermaßen klar, wie deine Helden und ihre Gegenspieler aussehen. Je mehr du dich in die Figuren hineinversetzt, umso deutlicher ist das Bild, das du in deinem Inneren vor Augen hast.
Du weißt, wie sie sich fühlen, du leidest, hoffst und freust dich mit ihnen und kennst dich dort, wo sie leben, haargenau aus. Langweilig oder spannend? Je mehr du liest, umso mehr Gespür entwickelst du dafür, wie du eine Geschichte aufbauen kannst, damit sie vom ersten bis zum letzten Satz spannend bleibt. Und noch etwas: Beim Lesen trainierst du dein Sprachgefühl. Ohne, dass du extra lernen musst, wird dein Wortschatz von Tag zu Tag umfangreicher. So kannst du dich immer differenzierter ausdrücken.
Was lesen?
Tiere, Entdecker, vergangene Epochen - denke nur mal kurz nach und überlege, was dich am meisten interessiert. Gehe in die Bibliothek und schau dich dort um. Wenn du auf Anhieb nichts findest, dann frage einfach bei der Information nach. Für alle, die mehr wissen wollen, sind Sachbücher und Lexika die erste Wahl. Die brauchst du häufig auch für deine Geschichten. Wer selbst erlebte oder erfundene Geschichten schreiben möchte, findet in Romanen, Geschichten, Comics, Mangas, Märchen und Fabeln oft gute Vorbilder, die dir zeigen, wie du Spannung aufbauen kannst.
Keine Lust mehr auf Freundschaftsgeschichten? Es kommt immer wieder vor, dass man plötzlich von einer Sorte Buch mehr als genug hat. Höchste Zeit für neue Leseabenteuer! Höre dich in der Klasse um und frage nach, was deine Kameraden lesen. Wieso findet dein Freund oder deine Freundin gerade dieses Buch so superklasse? Bitte sie, dir das Buch für ein paar Tage zu leihen und versuche zu verstehen, wieso dein Freund oder deine Freundin so begeistert davon ist.
Gutes Buch - schlechtes Buch?
Warum findest du manche Bücher klasse, warum sind andere weniger angesagt? Überlege dir, wenn du ein Buch liest, warum du es gelungen oder mies findest. Ist es spannend oder hast du das Gefühl, du wüsstest im Voraus, wie die Geschichte ausgeht? Kannst du dir die Figuren leicht vorstellen oder tust du dich schwer damit? Ist die Handlung eher verworren oder kannst du gut den Überblick behalten?
Viele Kinder haben ein Lieblingsbuch, das sie immer und immer wieder lesen. Von diesem Buch kannst du ganz direkt profitieren, wenn du schreiben möchtest: Überlege dir, wie es der Autor schafft, dich für dieses Buch zu begeistern. Wie ist die Geschichte aufgebaut, wer erzählt, was passiert? Warum bleibt die Geschichte bis zum Schluss spannend?
Womit anfangen?
Du hast dich noch nicht an eine eigene Geschichte herangetraut? Macht nichts! Irgendwann ist immer das erste Mal. Fange einfach an - zum Beispiel mit deinem Tagebuch. Oder schreibe Briefe. Du brauchst sie natürlich nicht abschicken. Das Wichtigste ist, dass du Spaß an der Sache hast und so viel und oft wie möglich schreibst. Zum Beispiel, was dir heute passiert ist, worüber du dir Gedanken machst, was dir jemand erzählt hat, wovon du träumst… - einfach über alles, was dir so in den Sinn kommt.
Wenn du ein Thema für eine Geschichte oder ein Gedicht suchst, dann verlasse dich ganz auf dein Gefühl. Schreibe nicht über den Dschungel Afrikas, wenn du noch nie dort warst, kein Buch darüber gelesen, keinen Film gesehen und mit niemandem, der jemals dort war, gesprochen hast. Schreibe über etwas, das zu deiner Lebenswelt gehört. Vergiss deine Deutsch-Note. Verlasse dich auf die Bilder in deinem Kopf und versuche einfach, die richtigen Worte dafür zu finden.