Eine Reportage schreiben: Einstieg & Recherche

Warum Reportagen?

Was ist eine Reportage? Wer schon einmal eine gelesen hat, weiß: Reportagen sind meist viel ausführlicher als reine Nachrichten-Artikel. Warum? Eine Reportage vermittelt nicht nur, was passiert ist. In einer Reportage gibt der Verfasser seine eigenen, sehr persönlichen Eindrücke von einem Geschehen wieder und liefert Hintergrund-Informationen.

Der Stil, in der eine Reportage geschrieben wird, ist sehr lebendig und unmittelbar: Der Leser soll beim Lesen das Gefühl bekommen, als ob er das, was der Reporter beobachtet und in seinem Text darlegt, selbst erleben würde.

Eine Reportage kann jedoch auch als Nachlese dienen. Nach einem wichtigen Ereignis fragen sich viele: "Was ist daraus geworden?" So könnte es z.B. auch nach dem Besuch eines berühmten Handballers im Verein sein. Der Handballer wurde eingeladen, um mit den jungen Spielern über Fairness im Sport zu sprechen. Wie sieht es heute, 100 Tage nach seinem Besuch, aus? Sind die Erwartungen der Trainer in Erfüllung gegangen? Wie sehen die jungen Spieler, wie die Jugend-Trainer die heutige Situation?


Recherche vor Ort

Nimm dir ausreichend Zeit, um deine Reportage zu planen. Versuche so viel wie möglich vorab ausfindig zu machen und vereinbare Interview-Termine mit Leuten, die in der Sache eine wichtige Rolle spielen.

Zurück zum Beispiel mit dem Handballspieler: Hier könntest du z.B. Spieler, die früher durch die übertriebene Härte ihrer Mannschaftskameraden im Verein verletzt wurden, zu Wort kommen lassen. Und natürlich junge Spieler, die selbst früher hart zugegriffen haben. Dazu die Jugendtrainer, die versucht haben, die Gewalt einzudämmen.

Eine Person steht im Mittelpunkt
Angenommen, du machst eine solche Reportage. Dann ist es notwendig, dass du beim Training zusiehst und Fotos machst. Um möglichst viele Leute mit dem Text anzusprechen, solltest du einen interessanten Ansatzpunkt wählen.

Ideal ist es, wenn du in deiner Reportage eine Person in den Mittelpunkt stellst. Auf diese Weise ist es auch leichter, gute Bilder zu machen - eine ganze Mannschaft oder gar zwei Mannschaften auf dem Bild wirken unübersichtlich und das Foto ist wenig ausdrucksstark.

Wenn du also über das Training eine Reportage schreibst, dann kannst du den Trainer, der die Veranstaltung organisiert hat, einen Spieler, der von Gewalt im Training betroffen war, oder einen Spieler, der selbst hart zur Sache gegangen ist, in den Mittelpunkt stellen.

Denke daran, dass…

… dir für die Interviews viel Zeit nimmst.

… nicht starr an deinen Fragen klebst. Sei offen, wenn dir jemand etwas völlig Neues in der Sache berichtet.

… die Atmosphäre festhältst. Wie ist die Stimmung vor Ort? Wie das Wetter? Was passiert gerade um euch herum? Wie sieht es in der näheren Umgebung aus?

… die Namen der Leute, die auf den Fotos zu sehen sind, aufschreibst. Kontrolliere, ob du alles richtig geschrieben hast.

… die Telefonnummer, Adresse und E-Mail-Adresse der Interview-Partner notierst. So kannst du, falls ein Detail unklar ist oder du eine weitere Frage hast, leicht Kontakt aufnehmen.

 

Eine Reportage schreiben

Endlich - die Interviews und Fotos sind im Kasten, du hast deine Aufzeichnungen beisammen. Jetzt geht´s ans eigentliche Schreiben.

Worauf kommt es an?

Reportagen sind Texte mit vielen Facetten: Eine Reportage kombiniert spannende und überraschende Aspekte mit persönlichen Einblicken, die das Mitgefühl des Lesers wecken sollen. Eine Reportage zu schreiben, ist deshalb nicht ganz einfach. Doch man kann es lernen und üben.

Lesen und selbst schreiben
Am besten, du liest selbst möglichst viele Reportagen und überlegst dir, wie es dem Autor gelingt, dich für den Text zu interessieren und bis zum Ende bei der Stange zu halten. Versuche auch selbst, so viel wie möglich zu schreiben und deinen Stil zu entwickeln. Eine Möglichkeit ist, dass du zunächst den Aufbau deiner Reportage skizzierst und dann die einzelnen Teile ausarbeitest.

Übung macht den Meister - das gilt auch für das Schreiben einer Reportage. Wie anfangen? Ein guter Einstieg versetzt den Leser direkt in den Mittelpunkt des Geschehens.

Denke daran, dass…

… deine Zitate in den Lauftext einarbeitest.

… die Zitate mit Anführungsstrichen kenntlich machst und den Namen dessen, von dem es stammt, hinzufügst.

… deinen Text in einem Tempus, dem Präsens, d.h. der Gegenwartsform schreibst.

… die Hauptperson auch tatsächlich im Mittelpunkt steht. Verwende die Wörter "ich" und "wir" so wenig wie möglich. Eine Ausnahme ist die Interview-Situation, wenn du z.B. schilderst, wie ihr euch begegnet.

… abwechslungsreich schreibst und Synonyme verwendest.

… Szenesprache und klischeehafte Wendungen vermeidest. Schau genau hin und wähle Formulierungen, die allgemein verständlich und wertfrei sind.

… nicht alles, was du notiert hast, in deiner Reportage verwenden kannst. Triff eine Auswahl! Ziehe deinen Text nicht in die Breite, das langweilt.

… deinen Text nicht mit Informationen und Botschaften überfrachtest. Konzentriere dich auf einen Aspekt und ziehe ihn bis zum Schluss durch.


Der passende Einstieg

Ob du das Interesse deiner Leser weckst oder nicht, entscheidet sich meist bei den ersten Sätzen. Es ist also besonders wichtig, einen treffenden Einstieg, der Lust auf mehr weckt, zu finden.

Wenn du deine Reportage als Nachlese gestaltest, ist der Einstieg nicht schwer: Verweise einfach auf den Bericht, auf den sich deine Reportage bezieht. Zum Beispiel so: "In der vorletzen Ausgabe haben wir über den Besuch des Handballstars (Name des Handballes) berichtet und ein Interview mit dem Trainer, der ihn eingeladen hat, geführt. Heute, rund 100 Tage später, stellt sich die Frage erneut: Was ist aus der Fairness-Initiative der Trainer geworden?"

Wieso dieses Thema?
Wenn du dagegen ein Thema ohne Anknüpfungspunkt wählst, ist die Sache schon kniffliger. In diesem Fall muss schon aus dem Anfang des Artikels hervorgehen, warum gerade dieses Thema so bedeutsam ist, dass es sich lohnt, einen längeren Artikel darüber zu lesen.

Nicht zu vergessen die Fragen, die du bei einem Nachrichten-Artikel beantworten musst: was, wer, wo, wann, warum ist etwas passiert und wie. Damit hast du das Gerüst der Reportage beisammen. Worum es bei einer Reportage eigentlich geht, sind Gefühle, das Außergewöhnliche, der Blick hinter die Kulissen.