Die fernen Freunde regen sich
- Autor: Spyri, Johanna
Der Mai war gekommen. Von allen Höhen strömten die vollen Frühlingsbäche ins Tal herab. Ein warmer, heller Sonnenschein lag auf der Alp. Sie war wieder grün geworden; der letzte Schnee war weg geschmolzen, und von den lockenden Sonnenstrahlen geweckt, guckten schon die ersten Blümchen aus dem frischen Grase heraus.
Oben rauschte der fröhliche Frühlingswind durch die Tannen und schüttelte aus ihnen die alten, dunkeln Nadeln fort, sodass die jungen, hellgrünen herauskommen und die Bäume herrlich schmücken konnten. Hoch oben schwang wieder der alte Raubvogel seine Flügel in den blauen Lüften, und rings um die Almhütte wärmte der goldene Sonnenschein den Boden und trocknete die letzten feuchten Stellen auf, sodass man sich wieder hinsetzen konnte, wo man wollte.
Heidi war wieder auf der Alp. Sie genoss den Frühling in vollen Zügen und konnte sich kaum an dem satt sehen, was die Natur an Neuem bot. Überall ließen sich die ersten Blüten sehen; der Wind rauschte durch die Tannen und blies die alten dunklen, lockeren Nadeln fort, so dass die neuen hellgrünen hervor kommen konnten. Viele kleine Käfer und kleine Mücken tanzten im Sonnenlicht und Heidi hätte am liebsten mit ihnen getanzt. Es kam ihr so vor, als sei es noch nie so schön auf der Alp gewesen, wie in diesem Frühjahr.
Vom Schuppen hinter der Hütte ertönte hin und wieder ein eifriges Klopfen und Sägen, und Heidi lauschte immer wieder darauf, denn das waren die alten, heimatlichen Töne, die sie so gut kannte, die von Anfang an zum Leben auf der Alp gehört hatten. Jetzt sprang Heidi auf und rannte hinter das Haus, denn sie wollte doch wissen, was beim Großvater vor sich ging. Vor der Schuppentür stand schon fix und fertig ein schöner neuer Stuhl, und am zweiten arbeitete der Großvater mit geschickter Hand.
"Oh, ich weiß schon, was das gibt", rief Heidi in Freuden aus. "Das ist nötig, wenn sie von Frankfurt kommen. Der ist für die Großmama und der, den du jetzt machst, für die Klara, und dann... dann muss noch einer sein", fuhr Heidi zögernd fort, "oder glaubst du nicht, Großvater, dass Fräulein Rottenmeier auch mitkommt?"
"Das kann ich nun nicht sagen", meinte der Großvater, "aber es ist sicherer, einen Stuhl bereit zu haben, so dass wir sie zum Sitzen einladen können, wenn sie kommt."
Heidi betrachtete nachdenklich die hölzernen Stühle ohne Lehne und überlegte im Stillen, wie Fräulein Rottenmeier und ein solches Stühlchen zusammenpassen würden. Nach einer Weile sagte sie, bedenklich den Kopf schüttelnd:
"Großvater, ich glaube nicht, dass sie darauf sitzt."
"Dann laden wir sie auf das Sofa mit dem schönen grünen Rasenüberzug ein", entgegnete ruhig der Großvater.
Als Heidi noch darüber nachdachte, wo das schöne Sofa mit dem grünen Rasenüberzug sei, erklang plötzlich von oben her ein Pfeifen und Rufen und Rutenschwingen durch die Luft, dass Heidi sofort wusste, was nun kam.
Sie eilte hinaus und war augenblicklich von den herab springenden Ziegen umringt. Denen gefiel es anscheinend genau so gut wie Heidi, wieder auf der Alp zu sein, denn sie machten so hohe Sprünge und meckerten so lebenslustig wie noch nie, und Heidi wurde dahin und dorthin gedrängt, denn jede wollte so dicht wie möglich zu Heidi hinkommen und ihre Freude bei ihr zeigen. Aber der Peter stieß sie alle weg, eine rechts und die andere links, denn er hatte Heidi eine Nachricht zu überbringen. Als er bei ihr angekommen war, hielt er ihr einen Brief entgegen.
"Da!" sagte er, nichts weiter. Heidi war sehr erstaunt.
"Hast du denn auf der Weide einen Brief für mich bekommen?" fragte sie voller Verwunderung.
"Nein", war die Antwort.
"Ja, wo hast du ihn denn hergenommen, Peter?"
"Aus dem Brotsack."
Das war richtig. Gestern Abend hatte der Postbeamte im Dörfli ihm den Brief an Heidi mitgegeben. Den hatte Peter in den leeren Sack gelegt. Am Morgen hatte er seinen Käse und sein Stück Brot darauf gepackt und war ausgezogen. Den Öhi und Heidi hatte er wohl gesehen, als er ihre Ziegen abholte, aber erst als er um Mittag sein Brot und den Käse aufgegessen hatte und noch die Krumen herausholen wollte, war der Brief wieder in seine Hand gekommen.
Heidi las aufmerksam die Adresse des Absenders, dann sprang sie zum Großvater in den Schuppen und hielt ihm mit großer Freude den Brief entgegen: "Aus Frankfurt! Von der Klara! Willst du ihn gleich hören, Großvater?"
Das wollte dieser schon gern, und auch Peter, der Heidi gefolgt war, hörte zu. Er stemmte sich mit dem Rücken gegen den Türpfosten, um einen festen Halt zu haben, denn so war es leichter, Heidi zu folgen, während Heidi nun ihren Brief vorlas:
Liebe Heidi!Wir haben schon alles verpackt, und in zwei oder drei Tagen wollen wir abreisen; aber erst wenn Papa auch abreist, aber nicht mit uns, er muss zuerst noch nach Paris fahren. Jeden Tag kommt der Herr Doktor und ruft schon unter der Tür: "Fort! Fort! Auf die Alp!" Er kann es gar nicht erwarten, dass wir gehen.Du solltest nur wissen, wie gern er selbst auf der Alp war! Den ganzen Winter ist er fast jeden Tag zu uns gekommen; dann sagte er immer, er komme zu mir, er müsse mir wieder erzählen! Dann setzte er sich zu mir hin und erzählte von allen Tagen, die er mit Dir und dem Großvater auf der Alp zugebracht hat, und von den Bergen und den Blumen und von der Stille so hoch oben über allen Dörfern und Straßen und von der frischen, herrlichen Luft; und er sagte oft: "Dort oben müssen alle Menschen wieder gesund werden." Er ist auch selbst wieder viel besser gelaunt, als er eine Zeitlang war, ganz jung und fröhlich sieht er wieder aus.Oh, wie freu ich mich, das alles zu sehen und bei Dir auf der Alp zu sein und auch den Peter und die Ziegen kennen zu lernen! Erst muss ich in Ragaz etwa sechs Wochen lang eine Kur machen, das hat der Herr Doktor befohlen, und dann sollen wir im Dörfli wohnen, und ich soll dann an schönen Tagen in meinem Stuhl auf die Alp hinauf gefahren werden und den Tag über bei Dir bleiben. Die Großmama kommt mit und bleibt bei mir; sie freut sich auch, zu Dir hinaufzukommen.Aber denk, Fräulein Rottenmeier will nicht mit. Fast jeden Tag sagt die Großmama einmal: "Wie ist's mit der Schweizreise, liebes Fräulein Rottenmeier? Sagen Sie es ruhig, wenn Sie Lust haben mitzukommen." Aber sie dankt immer furchtbar höflich und sagt, sie wolle nicht unbescheiden sein. Aber ich weiß schon, woran sie denkt:Der Sebastian hat eine so schreckliche Beschreibung von der Alp gegeben, als er von Deiner Begleitung nach Hause kam. er sprach von den furcht erregenden Felsen und dass man überall in Klüfte und Abgründe abstürzen könne und dass es so steil hinaufgehe, dass man bei jedem Tritt befürchten müsse, wieder rückwärts abzurutschen, und dass wohl Ziegen, aber keine Menschen ohne Lebensgefahr da hinaufklettern können.Diese Beschreibung hat sie richtig abgeschreckt und seither schwärmt sie nicht mehr für Schweizreisen wie früher. Der Schrecken ist auch in die Tinette gefahren, sie will auch nicht mit. So kommen wir allein, Großmama und ich; nur Sebastian muss uns bis nach Ragaz begleiten, dann kann er wieder heimkehren.Ich kann es fast nicht erwarten, bis ich zu Dir kommen kann.Lebe wohl, liebe Heidi, die Großmama lässt Dich tausendmal grüßen.Deine treue Freundin Klara.
Als Peter diese Worte vernommen hatte, sprang er von dem Türpfosten weg und hieb mit seiner Rute nach rechts und links so rücksichtslos und wütend drein, dass sich die Ziegen sehr erschreckten und alle die Flucht ergriffen und den Berg in so großen Sprüngen hinunter rannten, wie sie noch selten gemacht hatten. Peter stürmte hinter ihnen her und hieb mit seiner Rute in die Luft hinein, als habe er an einem unsichtbaren Feinde einen unerhörten Ärger auszulassen. Dieser Feind war die Aussicht auf die Ankunft der Gäste aus Frankfurt, die Peter so sehr verärgerte.
Heidi war so voller Glück und Freude, dass sie unbedingt am andern Tage der Großmutter einen Besuch machen und ihr alles erzählen musste, wer nun von Frankfurt kommen und besonders auch, wer nicht kommen werde. Heidi dachte, dass die Großmutter das unbedingt wissen müsse, denn sie kannte alle Personen aus Heidis Erzählungen und sie nahm an allem, was zu Heidis Leben gehörte regen Anteil. Heidi brach auch sehr früh am Nachmittag zu ihrem Besuch auf, denn jetzt konnte sie diese schon wieder allein unternehmen: Die Sonne schien ja wieder hell und blieb lange am Himmel stehen, und über den trockenen Boden hin war es herrlich den Berg herab zu rennen, während der lustige Maiwind hinterher sauste und Heidi noch ein wenig schneller hinunterjagte.
Die Großmutter musste nicht mehr im Bett liegen. Sie saß wieder in ihrer Ecke und spann. Es lag aber ein Ausdruck auf ihrem Gesicht, als beschäftige sie sich mit trüben Gedanken. Das war so seit gestern Abend, und die ganze Nacht durch hatten diese Gedanken sie verfolgt und nicht schlafen lassen. Peter war in seinem großen Ärger heimgekommen, und sie hatte aus seinen abgebrochenen Ausrufungen entnehmen können, dass eine Schar von Leuten aus Frankfurt zu der Almhütte hinaufkommen werde. Was dann weiter geschehen sollte, wusste er nicht, aber die Großmutter musste weiterdenken, und das waren gerade die Gedanken, die sie ängstigten und ihr den Schlaf genommen hatten.
Jetzt sprang Heidi herein und gerade auf die Großmutter zu, setzte sich auf das Schemelchen, das immer dastand, und erzählte ihr mit einem solchen Eifer alles, was sie wusste, dass Heidi selbst noch immer mehr davon erfüllt wurde. Aber auf einmal hörte Heidi mitten in seinem Satze auf und fragte besorgt:
"Was hast du, Großmutter, freut dich alles gar kein bisschen?"
"Doch, doch, Heidi, es freut mich schon für dich, weil du eine so große Freude daran haben kannst", antwortete sie und suchte ein wenig fröhlich auszusehen.
"Aber Großmutter, ich kann ganz gut sehen, dass du Angst hast. Meinst du etwa, Fräulein Rottenmeier kommt doch noch mit?" fragte Heidi, selber etwas ängstlich.
"Nein, nein! Es ist nichts, es ist nichts!" beruhigte die Großmutter. "Gib mir ein wenig deine Hand, Heidi, dass ich spüren kann, dass du noch da bist. Es wird ja doch zu deinem Besten sein, auch wenn ich es fast nicht überleben kann."
"Ich will nichts von dem Besten, wenn du es fast nicht überleben kannst, Großmutter", sagte Heidi so bestimmt, dass sie sich erst recht erschrak. Sie musste ja annehmen, dass die Leute aus Frankfurt kämen, um Heidi wiederzuholen, denn da Heidi nun wieder gesund war, konnte es ja nicht anders sein, als dass sie Heidi wieder haben wollten. Das war die große Angst der Großmutter. Aber sie fühlte jetzt, dass sie sich vor Heidi nichts anmerken lassen durfte. Heidi hatte ja soviel Mitleid mit ihr, und da könnte sie sich vielleicht widersetzen und nicht gehen wollen, und das durfte nicht sein. Sie suchte nach einer Ausrede, aber nicht lange, denn sie kannte nur eine.
"Ich weiß etwas, Heidi", sagte sie nun, "das tut mir gut und bringt mir die guten Gedanken wieder. Lies mir das Lied, wo es gleich im Anfang heißt: Gott will's machen."
Heidi wusste jetzt so gut Bescheid in dem alten Liederbuch, dass sie auf der Stelle fand, was die Großmutter begehrte, und sie las mit hellem Ton:
"Gott will's machen,
Dass die Sachen
Gehen, wie es heilsam ist.
Laß die Wellen
Immer schwellen,
Denk, wie du so sicher bist!"
"Ja, ja, das ist's grad, was ich hören musste", sagte die Großmutter erleichtert, und der Ausdruck der Bekümmernis verschwand aus ihrem Gesichte. Heidi schaute sie nachdenklich an, dann sagte es:
"Gell, Großmutter, heilsam heißt, wenn alles heilt, dass es einem wieder ganz gut geht?"
"Ja, ja, so wird's sein", nickte die Großmutter zustimmend, "und weil der liebe Gott es so machen will, so kann man ja sicher sein, wie's auch kommt. Lies es noch einmal, Heidi, dass wir's so recht behalten können und nicht wieder vergessen."
Heidi las ihren Vers gleich noch einmal und dann noch ein paar Mal, denn die Sicherheit gefiel auch ihr so gut.
Als es so Abend geworden war und Heidi wieder den Berg hinaufwanderte, da kam über ihr ein Stern nach dem andern heraus und funkelte und leuchtete zu ihr herunter. Es schien als leuchteten alle Sterne nur, um Heidi eine Freude zu machen und alle Augenblicke musste Heidi wieder stehen bleiben und hinaufschauen, und ganz laut hinauf rufen: "Ja, ich weiß schon, weil der liebe Gott alles so gut weiß, wie es heilsam ist, kann man eine solche Freude haben und ganz sicher sein!" Und alle Sterne schimmerten und glänzten und winkten Heidi zu, bis sie oben bei der Hütte angekommen war, wo der Großvater stand und auch zu den Sternen hinaufschaute, denn so schön hatten sie lange nicht mehr geleuchtet.
Nicht nur die Nächte, auch die Tage dieses Maimonats waren so hell und klar wie seit vielen Jahren nicht mehr, und öfters schaute der Großvater am Morgen mit Erstaunen zu, wie die Sonne mit derselben Pracht am wolkenlosen Himmel wieder aufstieg, mit der sie am Abend zuvor untergegangen war, und er musste wiederholt sagen: "Das ist ein besonders gutes Sonnenjahr; das gibt besondere Kraft in die Kräuter. Pass auf, Anführer, dass deine Springer nicht zu übermütig werden vom guten Futter!"
Dann schwang Peter ganz kühn seine Rute in der Luft, und auf seinem Gesicht stand deutlich die Antwort geschrieben: "Mit denen will ich's schon aufnehmen."
So verfloss der Mai, und es kam der Juni mit seiner noch wärmeren Sonne und den langen, langen lichten Tagen, die alle Blumen auf der ganzen Alp herauslockten und die ganze Luft weit umher mit ihrem süßen Duft erfüllten. Schon ging auch dieser Monat seinem Ende entgegen, als Heidi eines morgens aus der Hütte heraus kam, und ihre Morgenbeschäftigungen bereits erledigt hatte Sie wollte schnell einmal unter die Tannen hinaus und dann ein wenig weiter hinauf, um zu sehen, ob der große Busch von dem Tausendgüldenkraut aufgeblüht sei, denn die Blümchen waren ganz besonders schön in der durchscheinenden Sonne. Aber als Heidi um die Hütte herumrennen wollte, schrie sie auf einmal aus allen Kräften so laut, dass der Öhi aus dem Schuppen heraustrat, denn das war etwas Ungewöhnliches.
"Großvater! Großvater!" rief das Kind wie außer sich. "Komm hierher! Komm hierher! Sieh! Sieh!"
Der Großvater erschien auf den Ruf, und sein Blick folgte dem ausgestreckten Arm des aufgeregten Kindes.
Die Alm herauf schlängelte sich ein seltsamer Zug, wie ihn hier noch keiner gesehen hatte. Zuerst kamen zwei Männer mit einem offenen Tragsessel, darauf saß ein junges Mädchen, in viele Tücher eingehüllt. Dann kam ein Pferd, darauf saß eine stattliche Dame, die sehr lebhaft nach allen Seiten blickte und sich eifrig mit dem jungen Führer unterhielt, der an ihrer Seite ging. Dann kam ein leerer Rollstuhl, von einem andern jungen Burschen geschoben, denn die Kranke, die hineingehörte, wurde den steilen Berg hinauf auf dem Tragsessel sicherer transportiert. Zuletzt kam ein Träger, der hatte auf seinem Traggestell so viele Decken, Tücher und Pelze übereinander gehäuft, dass sie oben noch hoch über seinen Kopf hinausragten.
"Sie sind's! Sie sind's!" schrie Heidi und hüpfte hoch auf vor Freude. Sie waren es wirklich. Nun kamen sie näher und näher, und nun waren sie da. Die Träger setzten ihren Sessel auf die Erde, Heidi sprang herzu, und die beiden Kinder begrüßten sich mit ungeheurer Freude. Jetzt war auch die Großmama oben und stieg von ihrem Pferde herunter. Heidi rannte zu ihr hin und wurde mit großer Zärtlichkeit begrüßt. Dann wandte sich die Großmama zum Almöhi um, der heran gekommen war, um sie zu begrüßen. Da war gar keine Fremdheit in der Begrüßung, denn sie kannte ihn und er sie so gut, als hätten sie schon lange Zeit miteinander verkehrt.
Gleich nach den ersten Worten der Begrüßung sagte auch die Großmama mit großer Lebhaftigkeit: "Mein lieber Öhi, was haben Sie für einen Herrensitz! Wer hätte das gedacht! Mancher König könnte Sie darum beneiden! Wie sieht auch meine Heidi aus! Wie ein Monatsröschen!" fuhr sie fort, während sie das Kind an sich zog und ihm die frischen Wangen streichelte. "Wie das so herrlich hier oben! Was sagst du, Klärchen, mein Kind, was sagst du!"
Klara schaute sich völlig begeistert um. So etwas hatte sie ja in ihrem ganzen Leben bisher nicht kennen gelernt und nicht geahnt.
"Oh, wie schön ist's da! Oh, wie schön ist's da!" rief sie ein ums andere mal aus. "So hab ich mir's nicht gedacht. Oh Großmama, hier möcht ich bleiben!"
Der Öhi hatte derweilen den Rollstuhl herbei geschoben und einige der Tücher vom Traggestell heruntergenommen und hineingelegt. Jetzt trat er an den Tragsessel heran.
"Wenn wir Klara nun in den gewohnten Stuhl setzten, sitzt sie sicher besser, der Reisesessel ist ein wenig hart", sagte er, wartete aber nicht darauf, ob da jemand Hand anlegen werde, sondern hob sofort die kranke Klara mit seinen starken Armen sachte aus dem Strohsessel und setzte sie mit der größten Sorgfalt auf den weichen Sitz. Dann legte er die Tücher über die Knie zurecht und bettete ihr die Füße so bequem auf die Polster, als hätte der Öhi sein Leben lang nichts anderes getan, als Menschen mit kranken Gliedern gepflegt. Die Großmama hatte dabei mit größtem Erstaunen zugeschaut.
"Mein lieber Öhi", rief sie jetzt aus, "wenn ich wüsste, wo Sie die Krankenpflege erlernt haben, noch heute schickte ich alle Pflegerinnen, die ich kenne, dahin, dass sie dasselbe tun. Wie ist denn so etwas möglich?"
Der Öhi lächelte ein wenig. "Es kommt mehr vom Probieren als vom Studieren", entgegnete er, aber auf seinem Gesichte lag trotz des Lächelns ein Zug der Traurigkeit. Er erinnerte sich an seinen Hauptmann, den er, nachdem dieser im Krieg auf Sizilien schwer verletzt worden war, gepflegt hatte. Der Hauptmann wollte nur von ihm gepflegt werden und so hatte der Großvater alles erlernt. Jetzt war es für ihn selbstverständlich, Klara entsprechend zu betreuen und zu helfen.
Der Himmel spannte sich dunkelblau und wolkenlos über der Hütte und über den Tannen und weit über die hohen Felsen, die grau schimmernd in den Himmel ragten. Klara konnte sich gar nicht genug umschauen, sie war ganz begeistert über alles, was sie sah.
"O Heidi, wenn ich nur mit dir herumgehen könnte, hier rund um die Hütte und unter die Tannen!" rief sie sehnsüchtig aus. "Wenn ich doch alles mit dir ansehen könnte, was ich schon so lange kenne und doch noch nie gesehen habe!"
Heidi gab sich große Mühe, und es gelang, der Stuhl rollte ganz schön über den trockenen Grasboden hin bis unter die Tannen. Hier wurde angehalten. So etwas hatte Klara noch nie in ihrem Leben gesehen; sie kannte die hohen, alten Tannen, deren lange, breite Äste bis auf den Boden herab wuchsen und immer größer und dicker wurden nur aus Erzählungen.
Auch die Großmama, die den Kindern gefolgt war, stand bewundernd da. Sie wusste nicht, was das schönste an den uralten Bäumen war, ob die vollen, rauschenden Wipfel hoch oben im Blau oder die geraden, festen Säulenstämme, die mit ihren gewaltigen Ästen von so vielen, vielen Jahren erzählten, die sie schon da oben gestanden und auf das Tal nieder geschaut hatten, wo die Menschen kamen und gingen und immer wieder alles anders wurde, und sie waren immer dieselben geblieben.
Unterdessen hatte Heidi den Rollstuhl vor den Ziegenstall geschoben und hatte die kleine Stalltür weit aufgerissen, damit Klara auch alles gut sehen könne. Da war nun freilich für diesmal nicht sehr viel zu sehen, da die Bewohner nicht daheim waren. Mit großem Bedauern rief Klara zurück:
"O Großmama, wenn ich doch nur Schwänli und Bärli noch erwarten könnte und alle die anderen Ziegen und den Peter! Die kann ich ja alle gar nicht sehen, wenn wir dann immer so früh fort müssen, wie du gesagt hast; das ist so schade!"
"Liebes Kind, jetzt erfreuen wir uns an all dem Schönen, das da ist, und denken nicht daran, was noch fehlen könnte", meinte die Großmama, als sie dem Stuhl folge, der nun wieder weiter geschoben wurde.
"Oh, die Blumen!" schrie Klara wieder auf. "Ganze Büsche so feine, rote Blümchen und alle die nickenden Blauglöckchen! Oh, wenn ich doch heraus könnte und sie holen!"
Heidi rannte augenblicklich hin und brachte einen großen Strauß zurück.
"Aber das ist noch gar nichts, Klara", sagte Heidi, während sie die Blumen auf ihren Schoß legte. "Wenn du einmal mit uns auf die Weide hinaufkommst, dann wirst du erst etwas sehen! Auf einem Platz zusammen so viele, viele Büsche von dem roten Tausendgüldenkraut und noch viel, viel mehr blaue Glockenblümchen als hier und so viele tausend von den hellen, gelben Weideröschen, dass es aussieht wie lauter Gold, das am Boden glänzt. Und dann gibt es noch die mit den großen Blättern, der Großvater sagt, sie heißen Sonnenaugen, und dann gibt es noch die braunen, weißt du, mit den runden Köpfchen, die riechen so gut, und da ist es so schön! Wenn man da sitzt, dann kann man gar nicht mehr aufstehen, so schön ist es!"
Heidis Augen funkelten vor Verlangen wieder zu sehen, was sie beschrieb, und Klara wurde von Heidis Begeisterung angesteckt, und ihre sanften blauen Augen leuchteten.
"O Großmama, kann ich wohl dahin kommen? Glaubst du, ich kann so hoch hinauf?" fragte sie sehnsüchtig. "Oh, wenn ich nur gehen könnte, Heidi, und so mit dir auf der Alp herum steigen, überallhin!"
"Ich will dich schon schieben", beruhigte sie Heidi und nahm nun zum Zeichen, wie leicht das gehe, einen solchen Anlauf um die Ecke herum, dass der Stuhl fast den Berg hinunter geflogen wäre. Da stand aber der Großvater in der Nähe und hielt ihn eben noch rechtzeitig fest.
Während der Besuch unter den Tannen stattgefunden hatte, war der Großvater nicht untätig gewesen. Bei der Bank vor der Hütte stand jetzt der Tisch und die nötigen Stühle, und alles lag schon bereit, damit hier das Mittagessen l eingenommen werden konnte, das noch in der Hütte drinnen im Kessel dampfte und an der großen Gabel über dem Feuer schmorte. Es dauerte aber gar nicht lange, da hatte der Großvater alles auf den Tisch gestellt, und fröhlich saß nun die ganze Gesellschaft beim Essen.
Die Großmama war ganz begeistert von diesem Speisesaal, von dem aus man weit, weit hinab ins Tal und über alle Berge weg in den blauen Himmel hinein schauen konnte. Ein milder Wind brachte den Tischgenossen angenehme Kühlung und säuselte drüben in den Tannen so, als wäre er eine eigens zum Feste bestellte Tafelmusik.
"So etwas habe ich noch nie gesehen; es ist so schön hier" rief die Großmama wieder und wieder aus. "Aber was sehe ich", setzte sie jetzt höchst erstaunt hinzu, "ich glaube fast, du bist an einem zweiten Stück Käsebraten angekommen, Klärchen?"
Wirklich lag das zweite golden glänzende Stück auf Klaras Brotschnitte.
"Oh, das schmeckt so gut, Großmama, besser als alles, was es in Ragaz gegeben hat", versicherte Klara und bis mit großem Appetit in die würzige Speise hinein.
"Nur zu! Nur zu!" sagte der Almöhi mit großem Gefallen. "Das ist unser Bergwind, der hilft nach, wo die Küche zurückbleibt."
So nahm das fröhliche Mahl seinen Verlauf. Die Großmama und der Almöhi verstanden sich ausnehmend gut, und ihr Gespräch war immer lebhafter geworden. Sie stimmten in allerhand Meinungen über Menschen und Dinge und den Verlauf der Welt so gut überein, dass es war, als seien die beiden schon jahrelang befreundet. So verstrich die Zeit, und auf einmal schaute die Großmama gegen Abend hin auf ihre Uhr und sagte:
"Wir müssen bald los, Klärchen, die Sonne ist schon weit vorgerückt; die Leute müssen bald wiederkommen mit Pferd und Sessel."
Aber auf das eben noch so fröhliche Gesicht von Klara kam ein ganz trauriger Ausdruck, und sie bat eindringlich: "Oh, nur noch eine Stunde, Großmama, oder zwei! Wir haben ja die Hütte noch gar nicht gesehen und Heidis Bett und die ganze Einrichtung. Oh, wenn der Tag nur noch zehn Stunden hätte!"
"Das ist nun nicht gut möglich", meinte die Großmama, aber die Hütte wollte sie auch gern noch ansehen. Man stand also gleich vom Tisch auf, und der Öhi lenkte den Stuhl mit fester Hand zur Türe. Aber hier ging es nicht weiter, der Stuhl war viel zu breit, um durch die Öffnung hindurch zu passen. Der Öhi besann sich nicht lange. Er hob Klara heraus und trug sie auf seinem sicheren Arm in die Hütte hinein.
Hier lief die Großmama hin und her und besah sich genau die ganze Einrichtung und hatte ihren großen Spaß an der ganzen Häuslichkeit, die so hübsch aufgeräumt und wohlgeordnet aussah. "Das ist ja wohl dein Bett dort auf der Höhe, Heidi, nicht wahr?" fragte sie jetzt und stieg gleich unerschrocken die kleine Leiter hinauf zum Heuboden. "Oh, wie das gut riecht, das muss ein gesundes Schlafzimmer sein!" Und die Großmama ging zu dem Loche hin und guckte durch, und schon stieg auch der Großvater mit Klara auf dem Arm nach oben gefolgt von Heidi.,
Jetzt standen sie alle um das schön aufgebaute Heubett von Heidi herum, und die Großmama schaut ganz in Gedanken versunken darauf und zog von Zeit zu Zeit in langen Atemzügen den würzigen Duft des frischen Heues mit Behagen ein. Klara war von Heidis Bett völlig hingerissen.
"O Heidi, wie lustig hast du's doch! Vom Bett aus siehst du gerade in den Himmel hinein und hast einen so schönen Geruch um dich und hörst draußen die Tannen rauschen. Oh, so lustig und kurzweilig hab ich noch gar kein Schlafzimmer gesehen!"
Der Öhi schaute jetzt zu der Großmama hinüber.
"Ich hätte so eine Idee", sagte er, "wenn die Frau Großmama einverstanden ist und nichts dagegen hat Ich meine, wenn wir Klara ein wenig hier oben behielten, so könnte sie zu neuen Kräften kommen. Es sind da so allerhand Tücher und Decken mitgekommen, aus denen bereiten wir hier ein ganz besonders weiches Bett, und um die Pflege von Klara muss die Frau Großmama auch keine Sorge haben, die übernehme ich."
Klara und Heidi jauchzten miteinander auf wie zwei freigelassene Vögel, und die Großmutter strahlte über das ganze Gesicht.
"Mein lieber Öhi, Sie sind ein prächtiger Mann!" rief sie aus. "Was meinen Sie, worüber ich gerade nachdachte? Ich sagte im Stillen: Müsste nicht ein Aufenthalt hier oben das Kind ganz besonders stärken? Aber die Pflege! Die Sorge! Die Unbequemlichkeit für den Wirt! Und Sie kommen und sprechen es aus, so als wäre da gar nichts dabei. Ich muss Ihnen danken, mein lieber Öhi, ich muss Ihnen von ganzem Herzen danken!" Und die Großmama schüttelte dem Öhi die Hand ein ums andere Mal und immer wieder, und der Öhi schüttelte auch die ihrige mit einem ganz erfreuten Gesichtsausdruck.
Sofort ging der Öhi zur Tat über. Er trug Klara in ihren Sessel vor die Hütte zurück, von Heidi gefolgt, die nicht wusste, wo sie sich vor Freude lassen sollte. Dann lud er gleich die sämtlichen Tücher und Pelzdecken auf seine Arme und sagte wohlgefällig lächelnd: "Es ist gut, dass die Frau Großmama alles wie für einem Winterfeldzug vorbereitet hat: Das können wir brauchen."
"Mein lieber Öhi", antwortete die Großmama lebhaft, "Vorsicht ist eine schöne Tugend und schützt vor manchen Unannehmlichkeiten. Wenn man auf den Reisen in die Berge ohne Sturm und Wind und Wolkenbrüche davonkommt, so kann man nur danken, und das wollen wir tun, und alles was ich zum Schutz eingepackt habe ist auch so noch gut zu gebrauchen; darin sind wir einig."
Während dieses kleinen Gespräches waren die beiden zum Heuboden hinaufgestiegen und begannen nun die Tücher über das Bett hinzubreiten, eins nach dem andern. Es gab davon so viele, dass das Bett zuletzt aussah wie eine kleine Festung.
"Jetzt soll mir noch ein einziger Heuhalm durchstechen, wenn er kann", sagte die Großmama, während sie noch einmal mit der Hand auf allen Seiten drückte, aber die weiche Mauer war so undurchdringlich, dass wirklich keiner mehr durchstach. Nun stieg sie befriedigt die Leiter hinunter und trat zu den Kindern heraus, die mit strahlenden Gesichtern nahe zusammen saßen und ausmachten, was sie nun tun wollten vom Morgen bis zum Abend, solange Klara auf der Alp bleiben durfte. Aber wie lange würde das sein? Das war nun die große Frage, welche augenblicklich der Großmama vorgelegt wurde. Die sagte, das wisse der Großvater am besten, ihn müssten sie fragen, und als dieser dazu kam und nun die Frage an ihn gerichtet wurde, meinte er, vier Wochen seien gerade recht, um beurteilen zu können, ob die Alpluft Klara gut tue oder nicht. Jetzt jubelten die Kinder erst recht auf, denn die Aussicht so lange bei einander bleiben zu dürfen, übertraf alle ihre Erwartungen.
Nun sah man von unten herauf wieder die Sesselträger und den Pferdeführer mit seinem Tier heranrücken. Die ersteren konnten gleich wieder umkehren.
Als die Großmama sich anschickte, ihr Pferd zu besteigen, rief Klara fröhlich aus: "O' Großmama, das ist kein wirklicher Abschied, wenn du jetzt fort reitest, denn nun kommst du von Zeit zu Zeit zu uns zum Besuch auf die Alp, um zu sehen, was wir machen, und das ist dann so lustig, nicht, Heidi?"
Heidi, die heute von einem Vergnügen ins andere fiel, konnte ihre zustimmende Antwort nur durch einen hohen Freudensprung ausdrücken.
Nun stieg die Großmama in den Sattel und der Öhi ergriff den Zügel und führte das Pferd mit sicherer Hand den steilen Berg hinunter. So sehr auch die Großmama beteuerte, er brauche doch nicht so weit mit zu gehen, es half nichts: Der Öhi erklärte, er werde sie bis zum Dörfli hinunter begleiten, da die Alp so steil und der Ritt nicht ohne Gefahr sei.
In dem einsamen Dörfli wollte die Großmama, da sie ja nun allein war, nicht bleiben. Sie wollte nach Ragaz zurückkehren und von dort aus dann von Zeit zu Zeit ihre Alpenreise wiederholen.
Noch bevor der Öhi wieder zurückgekehrt war, kam Peter mit seinen Ziegen daher gerannt. Als diese merkten, wo Heidi war, liefen sie alle zu ihr hin. Sofort war Klara in ihrem Stuhle zusammen mit Heidi mitten in dem Rudel drinnen, und drängend und stoßend guckte immer eine der Ziegen über die andere her, und jede wurde gleich von Heidi Klara vorgestellt.
So kam es, dass diese in der kürzesten Zeit die lang erwünschte Bekanntschaft mit dem kleinen Schneehöppli, dem lustigen Distelfink, den sauberen Ziegen des Großvaters, mit allen, bis hinauf zum großen Türk gemacht hatte. Peter aber stand derweilen abseits und warf seltsam drohende Blicke auf die vergnügte Klara.
Als nun die Kinder beide freundlich zu ihm hinüberriefen: "Gute Nacht, Peter!", gab er keine Antwort, sondern hieb mit seiner Rute so grimmig in die Luft, als wollte er diese völlig entzweischlagen. Dann lief er davon und sein Gefolge hinter ihm her.
Zu allem Schönen, das Klara heute auf der Alp schon gesehen hatte, kam nun noch der Schluss.
Als sie oben auf dem Heuboden auf dem großen, weichen Bett lag, zu dem nun auch Heidi empor kletterte, da schaute sie durch das offene runde Loch gerade mitten in die schimmernden Sterne hinein, und voller Entzücken rief sie aus:
"O Heidi, sieh, es ist gerade, wie wenn wir auf einem hohen Wagen in den Himmel hineinfahren würden!"
"Ja, und weißt du, warum die Sterne so voller Freude sind und uns so mit den Augen winken?" fragte Heidi.
"Nein, das weiß ich nicht; was meinst du denn?" fragte Klara zurück.
"Weil sie oben im Himmel sehen, wie der liebe Gott alles so gut einrichtet für die Menschen, dass sie gar keine Angst haben müssen und ganz sicher sein können, weil alles so kommt, wie es gut für sie ist. Das freut sie so; sieh, wie sie winken, dass wir auch so fröhlich sein sollen! Aber weißt du, Klara, wir dürfen auch nicht vergessen zu beten, wir müssen den lieben Gott bitten, dass er auch an uns denke, wenn er alles so schön einrichtet, dass wir auch immer so sicher sein können und uns vor gar nichts fürchten müssen."
Jetzt richteten sich die Kinder noch einmal auf und sagten jeder sein Nachtgebet. Dann legte sich Heidi auf ihren Arm und schlief augenblicklich ein. Aber Klara blieb noch lange wach, denn etwas so Wunderbares wie diese Schlafstätte im Sternenschein hatte sie in ihrem Leben noch nicht gesehen.
Sie hatte ja überhaupt kaum je die Sterne gesehen, denn außerhalb vom Hause war sie nachts noch nie gewesen, und drinnen wurden die dichten Vorhänge längst niedergelassen, bevor die Sterne kamen. Wenn sie nun jetzt die Augen zumachen wollte, musste sie sie gleich noch einmal aufschlagen, um zu sehen, ob denn die beiden großen, hellen Sterne immer noch hereinfunkelten und so merkwürdig winkten, wie Heidi gesagt hatte. Und immer noch war es so, und Klara konnte nicht genug davon bekommen, in das Flimmern und Leuchten hineinzuschauen, bis endlich ihre Augen von selbst zufielen und sie nur im Traume noch die zwei großen, schimmernden Sterne sah.