Die Mutter
- Autor: Beecher Stowe, Harriet
Elisa, Harrys Mutter, war von je her von ihrer Herrin verwöhnt worden. Man hatte sie schließlich mit einem hübschen jungen Mulatten namens Georg verheiratet. Er diente auf dem Nachbargut als Sklave. Auf Grund seiner Geschicklichkeit und Klugheit arbeitete er als erste Kraft in der Sackleinenfabrik, an die sein Herr ihn vermietet hatte. Er hatte eine Maschine zur Reinigung des Hanfes erfunden und war technisch sehr begabt. Dazu war er freundlich, besaß angenehme Manieren und sah gut aus. Alle mochten Georg. Und doch war er das Eigentum seines hartherzigen und tyrannischen Besitzers.
Georgs Herr hatte von dessen Erfindung gehört und kam in die Fabrik, um die Maschine zu begutachten. Georg empfing seinen Herrn stolz und führte ihn durch die Fabrik. Je mehr er seinem Herrn zeigte und erklärte, desto minderwertiger fühlte dieser sich. Plötzlich erklärte er, er wolle den Lohn für Georg ausgezahlt haben. Der Fabrikbesitzer war verwirrt und bat, Georg in der Fabrik zu belassen, da er doch eine große technische Begabung habe. Georgs Herr, Mr. Harris aber war wütend. Was nahm sich dieser Sklave heraus? Wanderte einfach im Land umher und erfand Maschinen und benahm sich unter freien Bürgern wie ihresgleichen. Er blieb hart. Georg musste die Fabrik verlassen. Georg war empört, aber er schwieg. Er wusste, dass es zwecklos war, aufzubegehren oder gar zu streiten.
Georg musste mit zurück auf das Gut. Dort verrichtete er die niedrigsten Arbeiten. Er schwieg noch immer, aber seine Augen glühten und seine Mine war finster.
Während seiner Fabrikzeit hatte er Elisa geheiratet. Da der Fabrikbesitzer sehr großzügig war, hatte er kommen und gehen dürfen, wie es ihm beliebte. Das Paar wurde im Wohnzimmer der Shelbys getraut und es fehlte nicht an Wein und Kuchen. In den kommenden Jahren sah Elisa ihren Ehemann recht häufig und sie war glücklich mit ihm. Lediglich der Verlust zweier kleiner Kinder trübte ihr Eheleben. Elisa hatte beide Kinder so leidenschaftlich betrauert, dass Mrs. Shelby schon begann, ihr Vorwürfe zu machen. Dann aber wurde Harry geboren und Elisa beruhigte zu allmählich. Ihr Glück war vollkommen, bis ihr Ehemann Georg die Fabrik verlassen musste und unter die grausame Fuchtel seines legalen Eigentümer zurückkehrte. Der Fabrikbesitzer versuchte noch einmal, Georg zurück zu gewinnen, aber sein Besitzer ließ sich auf keine Diskussion ein. "Der Mann gehört mir. Ich kann mit ihm tun und lassen, was ich will.", schrie sein Eigentümer dem Fabrikbesitzer ins Gesicht. Damit war Georgs letzte Hoffnung dahin. Er sah einem Leben voller Mühen und Plage entgegen, erschwert noch durch Schikanen eines boshaften Herren.
Ein Jurist hat einmal behauptet, das Schlimmste, was man einem Menschen antun könne, sei, ihn aufzuhängen. Es gibt noch weit Schlimmeres, was man ihm antun kann!