Schuldig oder unschuldig
In einem fernen Land lebte einmal ein guter, aber ein wenig schwächlicher König. Sein Minister hatte eigentlich die Macht im Lande. Alle hatten furchtbare Angst vor dem Minister, denn er war hinterlistig und grausam.
Wenn jemand zu Tode verurteilt wurde und das kam recht oft vor, gab ihm der gute König eine letzte Chance. Der König ließ ein schwarzes Kästchen bringen, in dem zwei Lose lagen. Auf dem einen Los stand SCHULDIG auf dem anderen UNSCHULDIG. Der Verurteilte durfte sich eines der Lose herausnehmen.
Merkwürdigerweise gelang es keinem Verurteilten das Los UNSCHULDIG zu greifen. Im ganzen Land ging das Gerücht herum, der hinterlistige Minister habe zwei gleiche Lose in das schwarze Kästchen legen lassen.
Eines Tages wurde ein gewitzter Kerl zum Tode verurteilt. Als man ihm das schwarze Kästchen mit den zwei Losen brachte, griff er eines der Lose, öffnete es, las lächelnd sein Urteil und verschluckte es, ehe es jemand verhindern konnte. Kurz darauf wurde er freigesprochen. Warum?
Da er den Minister kannte, ging er davon aus, dass auf beiden Losen SCHULDIG stand. Nachdem er also das eine Los verschluckt hat, bat er den König, sich das Los im schwarzen Kästchen anzuschauen. Da stand SCHULDIG - also hatte er das Los mit UNSCHULDIG gezogen.