Was ist Gewalt?
Fast jeder hat schon einmal Gewalt zu tun gehabt. Opfer von Gewalt zu werden, tut weh. Zu beobachten, wie jemandem Gewalt angetan wird, macht Angst. Selbst gewalttätig zu sein, ist gefährlich. Was genau ist Gewalt?
Jemand ist gewalttätig, wenn er anderen seinen Willen aufzwingt. Wenn Gewalt ausgeübt wird, nutzt der Täter die Unterlegenheit des Opfers aus und fügt ihm körperliche und seelische Schäden zu.
Gewalt hat viele Gesichter
Wenn man der Gewalt entkommen will, muss man sich bewusst werden, was Gewalt ist. Oder, anders gesagt: Welche Verhaltensweisen sind in Ordnung, welche sind Ausdruck von Gewalt?
Meistens beginnt es ganz harmlos: Menschen sind unterschiedlicher Ansicht, jeder will seine Meinung durchsetzen. Wenn man mit Reden nicht überzeugen kann, nimmt die Gewalttätigkeit ihren Lauf - man schreit sich an, wirft sich Schimpfwörter an den Kopf. Diese Art der Auseinandersetzung ist bereits Gewalt - Gewalt mit Worten, auch verbale Gewalt genannt. Wenn keiner einlenkt, kann es zu körperlicher Gewalt, also Schlagen, Treten, Raufen usw. kommen. Körperliche Gewalt ist am auffälligsten, über sie wird am meisten gesprochen. Doch sie ist oft nur das Ende einer Kette von Geschehnissen, die mit Gewalt zu tun haben.
Dazu kommt die psychische Gewalt. Damit meint man Gewalt, die darauf abzielt, dass sich jemand mies fühlt. Ausgrenzen, ignorieren und Liebesentzug gehört dazu.
Es gibt Menschen, die Gewalt gegen sich selbst anwenden, etwa wenn sie sich ritzen, die Haare ausreißen oder sich auf eine andere Weise körperlich Schaden zufügen. Diese Form der Gewalt nennt man selbstverletzendes Verhalten oder Autoaggression, d. h. Angriffe gegen die eigene Person. Warum tut sich jemand selbst weh? Meistens liegt es daran, dass Menschen, die sich selbst verletzen, unter psychischer und bzw. oder körperlicher Gewalt leiden.
Der Gewaltspirale entkommen
Erst wird geredet, dann wird geschrieen, zuletzt prügelt man sich. Je mehr man das Gefühl hat, man müsse sich behaupten, umso härter werden die Mittel, die dafür eingesetzt werden. Diese Steigerung von Gewalt nennt man Gewaltspirale oder Eskalation von Gewalt. Was hilft dagegen?
Die meisten wollen nicht einfach einlenken und nachgeben - denn dann steht man als Verlierer da. Am besten ist es, den Konflikt bereits zu Beginn, also solange noch miteinander gesprochen wird, einzudämmen. Wie kann das gehen? Die meisten Menschen reagieren sehr empfindlich darauf, wenn man sagt, dass man das Verhalten des anderen nicht gut findet und dabei über seine Gefühle spricht. Etwa so: "Ich möchte nicht, dass du so mies über mich redest. Das verletzt mich sehr und macht mich wütend."
Wenn ein Konflikt schon fortgeschritten ist und man sich anschreit, ist es hilfreich, einen Dritten als Streitschlichter hinzuzuziehen, der vermittelt und mit den Streitenden eine Lösung sucht, bei der niemand als Verlierer dasteht.
Recht und Gewalt
Gewalt ist nie das richtige Mittel, um sich Recht zu verschaffen. Im Gegenteil: Gewalt gegenüber Menschen und Dingen, die anderen gehören, ist nicht erlaubt. Oder, anders ausgedrückt, sie ist - je nach Fall und Schwere - eine Ordnungswidrigkeit oder eine Straftat. Wer verbale Gewalt anwendet und dabei jemandem üble Schimpfwörter hinterher ruft oder miese Gerüchte streut, macht sich wegen Beleidigung oder übler Nachrede, vielleicht sogar wegen Verleumdung strafbar.
Denke daran, dass …
... Kinder ein Recht darauf haben, in einer gewaltfreien Umgebung aufzuwachsen; sie müssen vor jeglicher Gewalt geschützt werden. So steht es in der UN Kinderrechtskonvention, Art. 19.
... du dich an einen Erwachsenen, dem du vertraust, wendest, wenn du Gewalt beobachtest oder erleidest. Das gilt auch für den Fall, dass du dir selbst Gewalt zufügst. Wenn du niemanden zum Reden hast, dann wende dich an einen Kinder-Notdienst. Eine Zusammenstellung der verschiedenen Notdienste und wie man mit ihnen Kontakt aufnehmen kann, findest du hier.